Kambodscha – Die Tempel von Angkor

Wir buchten eine Tagestour über unser Gasthaus. Es sollte einer der längsten Tage unserer Reise werden. Man kann Angkor Wat auch in einer dreitägigen Tour besuchen, dies hätte jedoch leider unseren Rahmen gesprengt. Mit 37$ pro Eintrittskarte und 20$ für ein Remorque, war auch schon der Tagestrip teuer genug (=94$).

Zumindest nicht bei diesen Temperaturen. Die kleine Tagesroute umfasst die Anlagen von Angkor Wat, Banteay Kdei, Srah Srang, Ta Prohm, Ta Keo, Chao Say Tevoda und die Gruppen im Zentrum von Angkor Thom. Man braucht auf jeden Fall ein Remorque, da die Distanzen zwischen den Ruinen sehr groß sind. Das Angebot ist hier aber schier unendlich. Wir haben unseren Fahrer mit Hilfe unseres Hostels engagiert.


Angkor Wat im Morgengrauen.


Im Morgengrauen ging es dann los. Aufstehen um 4 Uhr und dann erstmal 30 Minuten Remorque fahren. Unterwegs macht man noch einen Stopp beim Ticketschalter und besorgt sich die Eintrittskarten.

Völlig übermüdet kamen wir an unserer ersten Station an, dem Haupttempel Angkor Wat. Das ist auch der beliebteste Start der Route und eine gute Gelegenheit für ein Foto bei Sonnenaufgang. Wir quetschten uns zwischen die anderen Touristen und genossen den Anblick.


Die Anlage von Angkor Wat.


Nachdem die Sonne aufgegangen war, konnte es mit der eigentlichen Tour losgehen. Aber erstmal Frühstück. Wir hatten uns glücklicherweise am Abend vorher ein paar Baguettes besorgt, denn die Preise an den Essensständen waren absolut barbarisch.

Da wir für eine Führung nicht genug Geld hatten, besorgten wir uns noch ein Buch über die Tempelanlagen und dann konnte es endlich los gehen. Und so erkundeten wir dann Angkor Wat auf eigene Faust.


Auch heute noch wird in den Tempeln gebetet.


Der Haupttempel ist nicht die älteste oder größte Anlage, jedoch sehr gut erhalten. Zwischen 1080 und 1175 n. Chr. erbaut zeigt sich sehr gut, wie die Khmer den Hinduismus der Inder mit eigenen Göttern und dem Buddhismus zu kombinieren wussten. Wir erkannten schnell einige alte Bekannte aus dem Hinduismus in den Reliefs wieder. Die Vermischung der Religionen zeigt sich in der Architektur der gesamten Anlage von Angkor. Immerhin liegen zwischen der Errichtung der ältesten und jüngsten Gebäude fast 1000 Jahre.


Die Anlage „Banteay Kdei“.


Unsere nächste Station war die Tempelanlage Banteay Kdei im Osten. Sie besitzt noch ein schönes zerfallenes Erscheinungsbild. Gegenüber liegt das Wasserbecken Srah Srang.


 Das riesige Becken „Srah Srang“.


So langsam wir waren total motiviert, denn nach diesem stimmungsvollen Tempel sollte es zu Ta Prohm gehen. Dies ist einer der berühmtesten Tempel von Angkor. Die Bilder der Bäume, die die alten Mauern überwuchern sind weltberühmt. Dies ist unter anderem auch dem Film Tomb Raider zu verschulden, welcher dort gedreht wurde. Doch etwas Ernüchterung machte sich breit. Seit einiger Zeit werden die Tempel zum zweiten Mal restauriert. Dabei werden Mauern freigelegt und eingestürzte Teile wieder aufgebaut. Dies hat natürlich zur Folge, dass ein Großteil der Bäume entfernt werden mussten. Nur noch drei wurden als Fotomotiv beibehalten. Das Dschungel- und Entdeckergefühl wie beispielsweise in Mexiko oder Guatemala bleibt dadurch leider aus.


Die Wurzeln der Bäume fraßen sich über Jahrhunderte durch das Mauerwerk. 


Auf der anderen Seite muss man jedoch verstehen, dass die Pflanzen mit der Zeit die restlichen Mauern auseinander drücken würden. Irgendwann würden dann alle Tempel nur noch wie bemooste Steinhaufen aussehen.


„Ta Phrom“ und seine Bäume.


Die nächste Station hieß Ta Keo und fiel ein wenig aus dem Rahmen. Hier wurde eine andere Steinsorte für die Außenhülle verwendet und auch die Dekorationen unterschieden sich. Außerdem steht dieser Tempel im Gegensatz zu den anderen Anlagen nicht zentral. Die Innenwände des höchsten, quadratischen Raumes sind komplett glatt und laufen nach oben zu einer kleinen Öffnung zusammen, was einen interessanten akkustischen Effekt hervorruft.


Das Siegestor.


Nach Ta Keo wollte unser Fahrer eine Mittagspause machen und wir hatten sie mittlerweile auch nötig. Natürlich sollten wir in einem der Restaurants auf dem Gelände essen. Diese haben nämlich meist einen Deal mit den Fahrern und zahlen eine kleine Provision. Jedoch kostet dort ein Essen auch den fünffachen Preis. Wir waren natürlich vorbereitet und packten etwas abseits unseren Picknickkorb aus.


Ta Keo.


Bevor es in die letzte große Anlage von Angkor Thom ging, haben wir noch die Zwillingstempel Thommanon und Cao Say Tevoda besucht. Thommanon ist ein halbes Jahrhundert älter als Cao Say Tevoda, beide wurden jedoch im 12. Jahrhundert erbaut und somit vor der Siegesstraße und dem Siegestor. Diese Straße führt mittig durch die beiden Gebäude und bringt sie auf eine Achse mit dem Tor zu Angkor Thom. Das sie wie Zwillinge wirken, war also nicht von vornherein beabsichtigt.

An den Mauern von Ca Say Tevoda finden sich Reliefs von erstaunlichem Detailreichtum, die sehr gut zur Geltung kommen.


Die detailreichen Verzierungen Thommanons.


Nun aber wieder in die Remorque und ab auf der Siegesstraße durch das Tor zu den letzten Stationen. Mittlerweile war es später Nachmittag und wir sind schon ein bisschen erschöpft.


Cao Say Tevoda.


Nun lag unsere letzte Station vor uns. Angkor Thom. Wir waren zwar schon gut erschöpft, trotzdem hatten wir noch eine ganze Liste abzuarbeiten, mit Bayon, Bapuon, der Elephant-Terrace, der Leper-King-Terrace, Phimeanakas und dem Royal Palace.


Der faszinierende Tempel Bayon.


Unser absoluter Favorit war Bayon, der Tempel der Gesichter. Es sieht aus wie ein Wirr-Warr aus Türmen und Gesichtern. Auf jedem der noch stehenden 37 Türme, ursprünglich sollen es mal 54 gewesen sein, sind mindestens vier Gesichter eingemeißelt. Noch seltsamer wird es wenn man ins Innere vordringt. Dieser Tempel ist nämlich im Inneren kreisrund aufgebaut, außen jedoch streng rechteckig und an den Himmelsrichtungen ausgerichtet. Ständig hat man das Gefühl beobachtet zu werden und sich nicht orientieren zu können.



Die Elefanten- und Leper-King-Terrassen sind dagegen ein bisschen langweilig. Jedoch stolperten wir auf der Suche nach Schatten in eine parkähnliche Landschaft. Schattenspendende Bäume, einige Wasserbecken, niedrige Mauern und ein, nach Bayon, dezenter Tempel, der sich als der Royal Palace entpuppte. Ganz unbeabsichtigt kamen wir so hinter dem Bapuon raus. Und zwar genau bei dem Highlight des aus dem 11ten Jahrhundert stammenden Tempels. Nachdem im 13. Jahrhundert versucht wurde, die kreuzförmig Grundstruktur des Tempels in eine quadratische zu überführen, was aber nicht komplett vollendet wurde, benutzte man die übrigen Steine im 16. Jahrhundert dazu auf der westlichen Rückseite des Tempels eine liegende Buddha-Statue zu bauen. Diese wurde jedoch nicht mehr vollendet und so lassen sich nur Teile des Buddhas erahnen.


Der Royal Palace, der liegende Buddha und ein schöner Ausblick von Bapuon.


Der krönende Abschluss war die höchste Ebene von Bapuon, die einen wunderbare Aussicht bot. Mittlerweile waren wir auch ordentlich platt und ruhten uns ein wenig aus. Auf den Sonnenuntergang hatten wir dann nicht mehr wirklich Lust und liefen zur Remorque zurück.


Zum Abschluss noch einige hübsche Selfies.


Nach 13,5 Stunden kamen wieder im Hotel an, völlig geschafft. Doch wir hatten keine Zeit zu verlieren, schnell etwas essen und ab ins Bett, denn am nächsten Morgen sollte es schon früh nach Saigon gehen.


Vanessa ist völlig erledigt.


 

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