Kambodscha – Phnom Penh

An Phnom Penh scheiden sich bekanntlich die Geister. Entweder man mag es oder man hasst es. Wir, als ehemalige Großstädter, können uns tatsächlich ganz gut für solche Ballungszentren begeistern. Auch wenn wir große Fans von Natur und ganz viel Ruhe sind, so gefällt uns auch ab und zu mal die Eine oder Andere Großstadt. Anders hätten wir es auch nicht so viele Jahre in Berlin aushalten können.

Was uns als aller Erstes auffiel, war diese unglaubliche Unkompliziertheit. Die Dinge liefen einfach wie geschmiert. Wir stiegen aus dem Flugzeug aus, 10 Minuten später hatten wir unsere Rucksäcke auf dem Rücken, frische Dollar (in Kambodscha werden der US Dollar und der kambodschanische Riel parallel benutzt) auf der Hand und liefen auch schon in Richtung Bushaltestelle. Für lächerliche 30 Euro Cent fuhren wir dann in die Innenstadt. Schöner kann es für einen Backpacker wirklich nicht sein. Schnell, einfach, günstig.


Zum ersten Mal am Mekong.


Unsere Unterkunft war nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber das war in Phnom Penh scheinbar die Normalität in unserem Preissegment. Getreu nach dem Motto: „You get what you pay for.“ Aber wir sind ja genügsame Menschen. Wenigstens gab es einen Billard-Tisch.


Sebi kauft Schnecken als Snack.


Doch eigentlich fühlten wir uns ganz wohl in dieser Stadt. Aber vielleicht auf eine andere Art und Weise als andere Backpacker. Wir sind ja bekanntlich nicht gerade die größten Fans der Partypacker Szene und diese ist in Phnom Penh nun wahrlich gewaltig. Liegt vermutlich an dem leichten Zugang zu Drogen und den günstigsten Alkoholpreisen der Welt. Für ein bisschen Grünzeug latscht man halt ganz einfach in die nächste Pizzabude, die ganz penetrant mit dem Slogan „Happy“ wirbt. Dementsprechend happy sind dann natürlich auch die Partypacker. Wir dachten, wollen wir mal nicht so sein und gaben diesen Menschen nochmal eine Chance. So landeten wir an einem Abend in einer Bar einer dieser Bettenburgen. Was passierte? Man kann es fast erahnen. Wir haben es noch nicht mal bis zum zweiten Bier geschafft. Liebe Partypacker, wir sind einfach zu verschieden. Wir finden es einfach nicht beeindruckend, wenn ihr schon die fünfte Nacht hintereinander betrunken seid. Wir finden solche Aussagen wie: „Ja, eigentlich wollte ich auch auf den Vulkan wandern. Aber dann war da diese Poolparty“, echt bescheuert. Und wir haben auch gar keine Lust den ganzen Tag Bier-Pong zu spielen. Sight-Seeing mit einem Kater finden wir blöd, dann kann man nämlich gar nichts mehr genießen.

Zum Glück gab es nebenan eine Kneipe, mit einer echt beeindruckenden Plattensammlung. Das war schon eher unser Geschmack. Led Zeppelin, Billard und ein kühles Angkor.


Der Königspalast.


Nach dieser Erfahrung, erschafften wir uns einfach unser alternatives Phnom Penh. Die Stadt hat nämlich mehr zu bieten. Angenfangen bei wunderbarem Essen. Den Geschmack von gedämpftem Fisch mit grünem Mangosalat, werden wir wohl nie vergessen. Über Sight-Seeing, Präsidentenpalast, Nachtmarkt, Tempel und Co. Bis hin zu lauwarmen Abenden am Ufer des Mekongs. Einfach nur das Treiben beobachten und vielleicht ein paar leckere Schnecken essen. Die Leute in unserer Unterkunft waren auch gar nicht mal so übel. Wir hatten interessante Gespräche über Indien und ließen uns von ein paar Briten im Billard abziehen.


Im Herzen Phnom Penhs haben die Franzosen in den 1930er eine große Markthalle gebaut, welche unverändert genutzt wird.


Wer nach Kambodscha reist und sich ein wenig mit diesem Land beschäftig hat, dem ist die schlimme Vergangenheit vermutlich bekannt. Das kleine Land hat sich bis heute nicht vollständig von den Schrecken der roten Khmer erholt. In Phnom Penh kann man zwei der wichtigsten ehemaligen Schauplätze der Gräueltaten besuchen und viele Details über die damalige Zeit erfahren. Für uns war es sehr wichtig, das berühmte Killing Field und das Gefängnis S21 zu besuchen. Wir sind sehr interessiert an der Geschichte Kambodschas und möchten unsere Augen nicht vor solchen Dingen verschließen. Manchmal ist das Reisen eben auch sehr traurig.

Ein kleines Highlight hatten wir aber noch. Sebis neue Brille. Phnom Penh ist übersäht mit Brillengeschäften. Nach wochenlanger, eingeschränkter Sicht, kam nun endlich die Erlösung. Eine neue Brille für Sebi. Das Aussuchen des Gestells, dauerte gefühlt tausendmal länger als die Anfertigung. Nach ein paar Stunden war schon alles erledigt, super professionell, gute Qualität und absolut unschlagbar im Preis. Wer hätte das geahnt? Da fragt man sich doch wirklich, warum die Anfertigung von Standardgläsern in Deutschland eine Woche dauert.

Kommentare sind geschlossen.