Nicaragua – Jiquilillo

Jiquilillo wird vermutlich immer eine ganz besondere Bedeutung für uns haben. Wir verbrachten insgesamt fast zwei Wochen in diesem kleinen Fischerdorf an der Pazifikküste von Nicaragua. Eine Woche am Anfang unseres Aufenthaltes und eine weitere am Ende.

Nach unseren vergeblichen Surfversuchen in Guatemala, wollten wir natürlich noch nicht aufgeben. Die Verhältnisse in El Paredon sind nunmal ziemlich hart für einen Anfänger und damit hatten wir uns vermutlich einfach nur selbst Steine in den Weg gelegt. Die Pazifikküste von Nicaragua ist als Surferparadies mit sehr dankbaren Wellen bekannt, ideal für uns. Nicht zuletzt auch, weil die Gegend noch nicht so überlaufen ist wie Costa Rica.


Der Strand von Jiquilillo. 


Da wir Ruhe und Natur bevorzugen, entschieden wir uns für den entlegensten Ort zum Surfen – Jiquilillo. Schon allein bei der Anfahrt verbringt man vier abenteuerliche Stunden in Chicken Bussen, juckelt über Schotterpisten und muss sich gegen etliche, etwas nervenraubende, Angebote verschiedenster Marktschreierinnen zur Wehr setzen.

Einmal in dem kleinen Dorf angekommen, fragt man sich dann doch, nicht so ganz ohne Grund, ob man denn nun jetzt endlich am Ende der Welt gelandet sei. Die Infrakstruktur beschränkt sich auf einfache Wohnhütten, einige wenige Pulperias (Kiosk), jede Menge Fischerboote und hier und da mal ein vereinsamtes Hotel. Die ist vermutlich unter anderem der Tatsache zu Schulden, dass in den 90er Jahren ein Tsunami das halbe Dorf verschlang. Man bekommt hier aber alles was man braucht, frischen Fisch, Käse vom Nachbarn und ab und zu mal ein paar Avocados.


Die wunderschönen bunten Fischerboote in Jiquilillo. 


Neben dem oben genannten, findet man in Jiquilillo aber auch einen ganz besonderen Ort. Die Rancho Esperanza. Nate, der Gründer der Ranch, erschafft hier auf eine wunderbare Art, eine Kombination aus Entwicklungshilfe und Eco-Tourismus. Ob man sich nun als einfacher Tourist in den Bann des nicaraguanischen Lebens an der Pazifikküste hineinziehen lässt oder als Volunteer eine der vielfältigen Aufgaben der Ranch übernimmt, sei einem selbst überlassen. So oder so, wer einmal dort ankommt, der möchte vermutlich so schnell nicht wieder weg.


Unsere kleine Hütte auf der Rancho Esperanza. 


Wir mieteten uns beide Male eine kleine Hütte für Zwei. Mit 25 Dollar ging diese zwar nicht gerade feinfühlig mit unsere Budget um, verschaffte einem aber das wohltuende Gefühl, sein Geld in eine gute Sache investiert zu haben. Die Miete eines Surfbretts und die wirklich außerordentlich guten Surfstunden von Nate, waren sowieso so unverschämt günstig, dass alles andere Egal war.


Die einheimischen Kinder spielen in der High Tide. 


Wir verbrachten eine wunderbare Zeit auf der Ranch. Beide Male. Die Konditionen für Surfanfänger sind in Jiquillilo so gut, dass wir den größten Teil unserer Zeit auf dem Brett verbrachten. Unser zweiter Versuch fruchtete nun endlich. Vermutlich nicht auch zuletzt, da Nate ein sehr guter und geduldiger Lehrer ist. Letztendlich kann man vermutlich sagen, Jiquillilo ist der Ort, in dem wir uns in das Surfen verliebten. Vom ersten erfolgreichen Ritt im weißen Wasser, bis hin zu ersten zaghaften Versuchen eine grüne Welle zu erwischen, diese Erinnerungen werden immer mit diesem Ort verbunden bleiben. Erfahrungen, die vermutlich unser ganzes weiteres Leben prägen werden.


Vanessa beim Versuch eine grüne Welle zu reiten. Im Hintergrund sieht man unseren Surflehrer Nate. 


Aber auch außerhalb des Wassers, verbrachten wir eine tolle Zeit. Jeden Tag aufs neue tief beeindruckt von dem Engagement für die lokale Bevölkerung. Vom After-School Programm für Kinder, über Sprach-, Computer- und Businesskursen, bis hin zur Finanzierung von privaten Schulplätzen für begabte Schüler. Auch das Surfen wurde von Nate in Jiquilillo eingeführt und ist heute fester Bestandteil der jugendlichen Bevölkerung. Die örtlichen Gegebenheiten sind perfekt zum entspannen. Auf dem ganzen Grundstück kann man in der Hängematte relaxen, ab und zu kommt auch mal ein Pferd vorbei. Eine große Palapa mit Bibliothek lädt zum lesen und Spiele spielen ein. Die gemeinsamen Mittag- und Abendessen sind perfekte Gelegenheiten um sich zu verquatschen.


Auf dem Weg zum Strand passiert man diese alte Hütte. 


In Jiquilillo merkten wir, wie schnell zwei Wochen vergehen können. Wir verbrachten so viel Zeit im Wasser wie noch nie. Im Rhythmus von Ebbe und Flut. Wir lernten viele wunderbare Menschen kennen und führten ausgiebige Gespräche über Gott und die Welt. Wir fühlten uns auf irgendeine Art und Weise aufgenommen in die Gemeinschaft des kleinen Fischerdorfs. Wir hielten hier und dort mal eine kleine Plauderei mit einem Local am Strand, erklärten einer tief beeindruckten Frau unseren kleinen Kocher in gebrochenem Spanisch, kauften Mangos aus dem Garten des Nachbarns oder Käse von einer Frau auf einem Motorrad. Eines Nachmittags zeigte uns ein Local wie man auf eine Kokospalme klettert. Wir lasen Bücher, sammelten Muscheln, spielten Schach und streichelten Tiere. Zwei Wochen im Paradies.


Ab und zu trifft man mal auf ein Pferd. 


 

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